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Konjunktur 15. Februar 2024

Baumaschinen: „Die Frage ist, wie tief der Fall wird“

2023 war für die Hersteller von Baumaschinen in Deutschland noch ein Rekordjahr. Doch die Baumaschinenindustrie kämpft nun mit einer schwachen Konjunktur und Wettbewerbsdruck.

Die Baumaschinenindustrie erwartet mit 2024 ein Jahr der Rückgänge
Die Baumaschinenindustrie erwartet mit 2024 ein Jahr der Rückgänge
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„2023 war ein Jahr des Übergangs“, mit diesen Worten hat Sebastian Popp, Stellvertretender Geschäftsführer Baumaschinen und Baustoffanlagen beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), die jährliche Pressekonferenz des Verbands eröffnet. „2024 hingegen wird ein Jahr des Rückgangs.“

Wegbrechende Auftragslage

Die Baumaschinenhersteller haben im vergangenen Jahr mit über 15 Mrd. € einen Rekordumsatz erzielt. Das entspricht einem nominalen Umsatzplus von 11 %, der bereinigte Wert liegt bei 4 %. Das Rekordniveau ist laut Sebastian Popp vor allem durch Auftragsüberhänge aus den Corona-Jahren zustande gekommen. Allerdings sind diese Auftragsüberhänge nun weitgehend abgearbeitet. Gleichzeitig nimmt die Zahl neuer Aufträge massiv ab, weshalb der Verband für die Baumaschinenindustrie ein Jahr der Rückgänge erwartet. „Die Frage ist nicht, ob wir Rückgänge erleben werden, sondern wie tief der Fall wird“, kommentierte Sebastian Popp die Prognose. Zudem sind viele neue Maschinen im Markt, sodass die Notwendigkeit für Ersatzinvestitionen sinkt.

Für das Jahr 2024 rechnen die Hersteller mit einem zweistelligen Umsatzrückgang. Besonders betroffen ist das Segment der Hochbaumaschinen. Hier verzeichnet der Verband im Zeitraum Januar bis Dezember 2023 einen Auftragsrückgang von 40 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Hohe Zinsen und Baupreise sorgen für eine schwache Konjunktur im Hochbau. Auch bei Erdbewegungs- und Straßenbaumaschinen wird der Umsatz schrumpfen. Hier werde der Rückgang aber deutlich moderater ausfallen, hieß es auf der Pressekonferenz. Denn Projekte im Breitbandausbau sowie in der Energie- und Transportinfrastruktur werden nach wie vor umgesetzt.

Weltweiter Baumaschinenabsatz

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Die Lage auf dem Weltmarkt stellt sich ebenso divers dar. Weltweit ging der Baumaschinenabsatz 2023 laut VDMA im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 % zurück. Europa hielt mit einem +/- von 0 % das Vorjahresniveau von 25 %. Nordamerika erzielte ein Plus von 21 %. Damit macht die nordamerikanische Region insgesamt 27 % aus und ist dadurch der größte Markt. Wie sich die Situation in dieser Region weiterentwickelt, bleibt aber abzuwarten. Denn politische Umwälzungen nach der Wahl könnten den Markt negativ beeinflussen.

 Schlusslicht bildet China mit einem Minus von 38 %. Auf dem Weltmarkt nimmt China damit 17 % ein. Hier sei der Rückgang auf die Immobilien- und Wirtschaftskrise zurückzuführen. „China existiert als Absatzmarkt für in Europa hergestellte Baumaschinen so gut wie nicht mehr“, sagte Joachim Strobel, Vorsitzender der Fachgruppe Baumaschinen im VDMA, auf dem Jahrestreffen am 9. Februar 2024 in Frankfurt a. M., „die chinesischen Hersteller drängen zunehmend in den europäischen Markt. Es besteht der Verdacht des unfairen Wettbewerbs beispielsweise durch Preis-Dumping oder Missachtung der europäischen Sicherheitsanforderungen. Hier ist neben den Marktaufsichtsbehörden auch jeder Maschinenbetreiber gefordert, in der Beschaffung verantwortungsvoll zu agieren.“

Umfrage des bbi

Auch der Bundesverband der Baumaschinen-, Baugeräte- und Industriemaschinen (bbi) hat Anfang 2024 eine Umfrage unter den großen Branchenunternehmen durchgeführt. Gefragt wurde unter anderem nach den Erwartungen für das laufende Jahr in einem weiterhin schwachen gesamtwirtschaftlichen Umfeld. Hier zeigt sich im Ergebnis eine ebenso besorgniserregende Auftragslage im Hochbau. Diese habe sich vor allem in den Neumaschinenumsätzen der Händler und Vermieter niedergeschlagen.

Für das Jahr 2024 erwarten die Branchenunternehmen laut bbi einen Umsatzrückgang von nominal 5 %. Hauptsächlich der Verkauf von Neumaschinen und der Hochbaumaschinen wird rückläufig erwartet. Positiv dürften sich dagegen das Vermietgeschäft und der Bereich Technischer Service entwickeln.

Elektrische Baumaschinen für die Zukunft?

Auf der Pressekonferenz des VDMA thematisierte Joachim Schmid, Geschäftsführer des VDMA, zudem die Frage, ob die Zukunft der Baumaschinen wirklich elektrisch sei. Dabei hinterfragte er, welchem Zweck die Elektrifizierung diene: „Das Ziel ist doch nicht elektrisch zu werden. Das Ziel ist immer die Dekarbonisierung. Und an diesem Ziel müssen wir arbeiten. Dabei darf es aber keine Dogmen geben, vielmehr müssen sinnvolle Hebel gesetzt werden.“

Um mögliche Hebel zu finden, müssen die Potenziale der Dekarbonisierung bei Baustoffen und in den Bauprozessen selbst identifiziert werden. Zudem sei beim Diesel-Motor zu beachten, dass dieser auch mit synthetischen Stoffen oder Biostoffen betrieben werden können. Dadurch könnten Bestandsmaschinen länger im Einsatz bleiben.

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