Asphaltproduktion in Deutschland: kein Aufwärtstrend
Auf den 22. Deutschen Asphalttagen konstatierte Oliver Nohse, Präsident des Deutschen Asphaltverbandes: „Der Negativtrend setzt sich fort.“
In seiner Begrüßung wies DAV-Präsident Oliver Nohse darauf hin, dass sich die geopolitische Situation seit der Veranstaltung im vergangenen Jahr nicht entschärft hat, im Gegenteil. Die weiter gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise treffen die Asphaltherstellende und einbauenden Unternehmen und schmälern deren wirtschaftliches Ergebnis.
Mit der eingetretenen Wirtschaftskrise hierzulande werden weitere negative Aspekte zu Tage befördert. Dazu gehört ganz allgemein „Deutschland ist zu langsam“, auch weil die Verwaltungen nicht ausreichend digital arbeiten. Auch hier sei der Hinweis erlaubt, dass KI Prozesse, wie im Straßenbau schon angewendet, effektiveren könnte. Woran es aber vor allem fehlt, sind Investitionsanreize, um aus der Krise herauszukommen.
Weniger Asphalt und viele Herausforderungen
Insgesamt, so die Prognose, wird die Mischgutproduktion hinter den 38 Mio. t, wie sie seit 2019 stabil erreicht werden, zurück bleiben. Damit wird ein Tiefpunkt seit 40 Jahren erreicht. Einzig der Anteil des wiederverwendeten Asphaltes in neuen Asphaltmischgütern ist gestiegen.
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Die hochwertige Wiederverwendung von Asphaltgranulat ist nur ein Bestreben der deutschen Asphaltindustrie. Auch wenn sie hier als Vorzeigebranche gilt (mit weit höheren Verwertungsraten als die Glasindustrie), sind in einigen Asphaltsorten oder Schichten sowie regional noch Potenziale auszumachen. Damit mehr Asphaltgranulat genutzt wird, soll durch das kürzlich etablierte RAL-Gütezeichen für Asphaltgranulat ein Qualitätsversprechen abgegeben werden.
Ein weiteres Versprechen der Branche ist, ab 2025 nur noch temperaturabgesenkten Asphalt produzieren zu wollen. Zahlreiche Versuchsstrecken für diese Asphalte, die durch die verringerten Temperaturen bei der Herstellung vor allem zur Reduzierung von CO2-Emisssionen beitragen, zeigen deren Machbarkeit, aber auch die Herausforderungen bei dieser Bauweise. Dies führt zu Zögerlichkeit bei den ausschreibenden Stellen und bei Investition an den Asphaltmischwerken. Gleiches gilt bei weiteren Maßnahmen zur CO2-Reduzierung. Asphaltmischanlagen könnten schon heute alternative Brennstoffe nutzen, doch es fehlt die Infrastruktur, die die Versorgung mit diesen sicherstellt.
Erst dann sollten Nachhaltigkeitskriterien Eingang in Ausschreibungen finden. „Wir brauche verlässliche Rahmenbedingungen und allgemeingültige Kriterien, damit nachhaltiges Agieren befördert wird“, so Oliver Nohse.
Vor allem forderte er, die ausreichende finanzielle Ausstattung der Investitionshaushalte auf allen Ebenen. Auch wenn es politisch wünschenswert ist: die Bahn wird auch in naher Zukunft die Straße noch nicht signifikant entlasten können. Für die Modernisierung des Straßennetzes und auch der Brücken wird jeder Euro gebraucht. Somit könnte „mehr Fahrt aufgenommen werden bei der Sanierung unserer Straßen“ und der anhaltende Negativtrend bei der Asphaltproduktion gestoppt werden.
Tipp: Einen ausführlichen Rückblick auf die Deutschen Asphalttage wird es in der Ausgabe 2 der Fachzeitschrift „Asphalt & Bitumen“ geben. Ein (Probe)Abonnement können Sie hier bestellen.
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