Gehalt im Bau: Wer verdient wie viel
Über Geld spricht man nicht – oder doch? Transparenz beim Gehalt kann aber ein strategisches Werkzeug im Wettbewerb um Talente sein. Ein aktueller Gehaltsreport von Stepstone zeigt, dass es eine erhebliche Gehaltsspanne im Bau gibt.
Redaktion "Steinbruch & Sandgrube"
Maleen Sophie Molkentin (MSM) arbeitet seit 2023 leidenschaftlich für das Fachmagazin "Steinbruch & Sandgrube" und für das Online-Portal "baunetzwerk.biz". In ihrer Tätigkeit entwickelt sie gemeinsam mit der Redaktion die Formate für Print und Online stetig weiter.
Im Bau finden sich viele unterschiedliche Berufe und auch die vertretenen Branchen sind vielfältig. Je nach dem, wohin der Blick fällt, unterscheiden sich die Gehälter erheblich. Im Folgenden wird stets das Mediangehalt angegeben. Im Gegensatz zum normalen Durchschnittswert ist der Median der Wert, der genau in der Mitte aller Werte liegt. Das heißt, es gibt exakt gleich viele Gehälter, die niedriger und die höher sind als das Mediangehalt.
Handwerkliche Berufe
Das Bruttomediangehalt bei handwerklichen Berufen liegt bei 40.250 €. Das zeigt der Gehaltsreport 2024 von Stepstone. Dabei verdienen Servicetechniker*innen mit 45.500 € am meisten. Die Maschinenführer*innen liegen mit 39.000 € jedoch unter dem allgemeinen Bruttomediangehalt. Entscheidend ist ebenso, in welchem Bundesland die Handwerksberufe ausgeführt werden. Besonders in den östlichen Bundesländern (ausgenommen Berlin) ist das Gehalt geringer. Hier erhalten Erwerbstätige im Schnitt zwischen 35.250 und 36.500 €. In Baden-Württemberg hingegen liegt der Wert bei 44.750 €.
Wer ohne Hochschulabschluss in diesem Feld tätig ist, kann mit einem Gehalt um die 40.000 € rechnen, mit Hochschulabschluss gibt es etwa 2.750 € mehr. Menschen mit Personalverantwortung verdienen um die 44.250 €.
Doch eine gleichberechtigte Bezahlung der Geschlechter findet nach wie vor nicht flächendeckend statt. So liegt der unbereinigte Gender-Pay-Gap laut Stepstone zwischen Männern und Frauen bei -15,4 %. Dieser Wert ist jedoch noch nicht genau, denn er beschreibt die unbereinigte Entgeltlücke zwischen dem Median-Lohn von Männer und Frauen. Hier fließen noch gehaltsrelevante Parameter wie Berufserfahrung und Bildungshintergrund ein. Der bereinigte Gender-Pay-Gap berücksichtigt hingegen strukturelle Unterschiede wie beispielsweise die Qualifikation, die Tätigkeit, die Anstellungsart bzw. den Anstellungsumfang und die Branche. Doch auch der bereinigte Wert zeigt, dass Frauen etwa 9,4 % weniger als Männer verdienen.
Ingenieurwesen
Erwerbstätige im Ingenieurwesen erhalten ein Bruttomediangehalt von 56.000 €. Auch hier zeigt der Gehaltsreport von Stepstone ein Ost-West-Gefälle auf. Im Osten liegen die Gehälter (ausgenommen Berlin) zwischen 44.750 und 49.000 €. In den einzelnen Berufen stehen Ingenieur*innen mit einem Gehalt von 68.000 € an der Spitze. Projektingenieur*innen können mit einem Gehalt um die 60.500 € rechnen. 50.000 € verdienen Konstrukteur*innen im Schnitt.
Tragen Erwerbstätige im Ingenieurwesen Personalverantwortung, liegt das Gehalt bei etwa 60.000 €. Generell spielt auch die Unternehmensgröße eine entscheidende Rolle. So zahlen kleinere Unternehmen mit bis zu 50 Beschäftigten ein Bruttomediangehalt von etwa 48.000 €. Große Unternehmen mit 500 bis 5.000 Beschäftigten bieten um die 61.000 €. Nichtsdestotrotz verdienen Frauen auch in dieser Branche weniger als Männer. Der Gender-Pay-Gap liegt laut Stepstone bei -12,3 %, der bereinigte bei -6,4 %.
Logistik
Das Bruttomediangehalt in der Logistikbranche liegt bei 38.000 €. Disponent*innen verdienen dabei etwa 40.000 €. Deutlich darunter liegen Berufskraftfahrer*innen mit 34.000 €. Wer hingegen im Einkauf tätig ist, kann mit 44.000 € rechnen.
Einen gewaltigen Unterschied im Gehalt macht der Hochschulabschluss. Wer einen hat, erhält etwa 55.000 €, ohne liegt das Gehalt bei 37.000 €. Sind Erwerbstätige in der Logistik für Personal verantwortlich, verdienen sie etwa 45.000 €. Einen Gender-Pay-Gap führt Stepstone für diese Branche nicht auf.
Zur Methode
Von Januar 2021 bis November 2023 hat Stepstone 921.973 Vergütungsdaten erhoben und ausgewertet. Die Daten beziehen sich auf das Bruttojahresgehalt inklusive Boni, Provisionen, Prämien und Ähnliches. Das Gehalt ist dabei jeweils auf die nächsten 250 € gerundet. Die Auswertungen erfolgten mit Gehaltsinformationen von Vollzeitbeschäftigten. Davon stammen 65 % von Männern und 30 % von Frauen. Beschäftigte mit Personalverantwortung sind mit 31 % vertreten. Laut Stepstone sind die Ergebnisse repräsentativ für Erwerbstätigen auf Bundes- und Landesebene nach den Kriterien Alter, Geschlecht, Hochschulabschluss und Wirtschaftssektor.
Tarifverhandlungen 2024
Übrigens: Ende März enden die zurzeit gültigen Entgelt-Tarifverträge im Baugewerbe. Die Arbeitnehmervertreter werden in den neuen Tarifverhandlungen 2024 für die rund 930.000 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe 500 € mehr pro Monat fordern.
Sie wollen keine Informationen mehr zu Gehältern und Tarifverhandlungen verpassen? Dann abonnieren Sie unseren kostenlosen Steinbruch & Sandgrube-Newsletter.
Passend zu diesem Artikel
Die Laufzeit der zurzeit gültigen Entgelt-Tarifverträge im Baugewerbe endet zum 31. März 2024. Somit stehen im Jahr 2024 neue Tarifverhandlungen an. Das sind die Forderungen der Arbeitnehmervertreter.
Die Tarifverhandlungen Bau 2024 sind nach der 3. Runde gescheitert. Nun soll eine Schlichtung helfen. Scheitert diese ebenfalls, kann es zu Streiks kommen.
Bereits 3 Runden der Tarifverhandlungen Bau 2024 sind ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Jetzt liegt ein Vorschlag zur Schlichtung auf dem Tisch. Die IG Bau stimmt für den Vorschlag. Nun fehlt noch die Zustimmung der Arbeitgeberseite.