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Verbände 26. Oktober 2023

Erleichterungen für Recycling beim Straßenbau

Der Deutsche Asphaltverband (DAV) e.V. und die Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e.V. (BVMB) kritisieren die zu komplizierten Vorschriften für eine Verwendung von Recyclingbaustoffen im Straßenbau.

Ausbauasphalt – Schon heute ist die Wiederverwendungsquote beim Asphalt in Deutschland sehr hoch und bewegt sich auf dem Niveau der anderen Spitzenreiter des Recyclings wie etwa Glas oder Altpapier.
Ausbauasphalt – Schon heute ist die Wiederverwendungsquote beim Asphalt in Deutschland sehr hoch und bewegt sich auf dem Niveau der anderen Spitzenreiter des Recyclings wie etwa Glas oder Altpapier.

Insbesondere die Politik fordert verstärkt den Einbau von Recyclingbaustoffen. Um Ressourcen zu schonen und den CO₂-Ausstoß zu verringern, sollen bereits verwendete Baumaterialien ausgebaut, aufbereitet und wiederverwendet werden. „Leider schafft es die Politik nicht wirklich überzeugend, der Bauwirtschaft das nötige Regelwerk dafür an die Hand zu geben“, verweist Daniel Jonas, Abteilungsleiter für Straßen-, Tief-, und Ingenieurbau bei der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e.V. (BVMB) unter anderem auf die langwierige und noch immer nicht zufriedenstellende Diskussion zur neuen Ersatzbaustoffverordnung. Gerade für Straßenbaufirmen ist diese Situation laut Marco Bokies, Geschäftsführer des Deutschen Asphaltverbands (DAV) e.V., unbefriedigend: „Die Hürden für ein technisch machbares Maximalrecycling sind einfach zu hoch.“ Die beiden Verbände fordern eine rasche Verbesserung der Regelwerke.

Dringender Nachbesserungsbedarf bei der Ersatzbaustoffverordnung

Mit dem Inkrafttreten der Ersatzbaustoffverordnung im August wird das Recycling mineralischer Baustoffe auf völlig neue Grundlagen gestellt. Die mineralischen Stoffströme in Deutschland sind komplex, und die nach langer Diskussion gefundenen Regelungen schaffen neue Hürden für Wiederverwendung und Recycling. Dabei war die Grundidee hinter der nun gültigen Ersatzbaustoffverordnung, die Kreislaufwirtschaft zu fördern und den Ressourcenschutz voranzutreiben.

Einer der Hauptanwendungsbereiche ist der Straßenbau. „Hier liegt eigentlich ein riesiges Potential für mehr Nachhaltigkeit, wenn man es richtig angeht“, erklärt Jonas. „Die Bauunternehmen haben großes Interesse an einer effektiven Ressourcenschonung. Die Notwendigkeit hierzu folgt bereits aus den stetig gestiegenen Kosten für Primärrohstoffe und den Unternehmenskonzepten zur Erreichung der Klimaziele.“

Probleme gibt es zum Beispiel bei den Asphaltstraßen, ungefähr 95 Prozent der Straßendecken in Deutschland sind aus diesem Baustoff. Bestimmte Anforderungen der neuen Verordnung, die den Einbau und Dokumentationspflichten von Asphaltmischgut betreffen, welches unter Verwendung von Ersatzbaustoffen hergestellt wird, lassen sich in der Baupraxis nicht realisieren. Dies wirkt sich kontraproduktiv auf die eigentlichen Ziele der Kreislaufwirtschaft aus.

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Bundesratsinitiative zügig umsetzen!

„Es besteht dringender Nachbesserungsbedarf“, erklärt Bokies. Der Bundesrat hat dies zutreffend erkannt und die Regierung in einem Entschließungsantrag aufgefordert, die Verwendung von rezyklierten Gleisschotter und Schlacken aus der Stahlproduktion zu vereinfachen. Dieses Material kann große Mengen des ansonsten erst aus Steinbrüchen zu gewinnenden Gesteins ersetzen. Probleme bereiten die zusätzlichen Dokumentationspflichten und Mindesteinbaumengen sowie festgelegte Mindestabstände zum Grundwasser, obwohl diese aus umweltfachlicher Sicht bei Asphaltstraßen nicht notwendig sind.

„Wenn wir hier nachsteuern, können wir perfekte Kombinationen ermöglichen: ein hoher Anteil an Ausbauasphalt, ergänzt um den Ersatz von Primärmaterialien durch recyceltes Gestein. Dies ergibt einen nahezu geschlossenen Stoffkreislauf“, so Bokies weiter.

Ausbauasphalt ist aufgebrochener oder abgefräster Straßenausbaustoff ohne teer- oder pechtypische Bestandteile wie PAK. Er kann bei der Herstellung von neuem Asphaltmischgut eins zu eins wiederverwendet werden. Schon heute ist die Wiederverwendungsquote beim Asphalt in Deutschland sehr hoch und bewegt sich auf dem Niveau der anderen Spitzenreiter des Recyclings wie etwa Glas oder Altpapier.

„Es kann nicht die Lösung sein, dass den Straßenbauunternehmen solche Möglichkeiten verwehrt bleiben, wenn sie zusätzliches und innovatives Recycling betreiben möchten“, sagt Jonas. Die Vertreter beider Verbände sind sich einig: Sie halten die aktuelle Rechtslage insoweit für inkonsequent. Bokies führt aus: „Der Staat kann nicht einerseits verlangen, deutlich mehr Recyclingbaustoffe einzusetzen, was äußerst sinnvoll ist, und im Gegenzug ständig Bremskeile auslegen.“ (HS/RED)

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