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Personalie 25. April 2024

Asphaltexperte Prof. Kurt Schellenberg ausgezeichnet

Für sein berufliches und soziales Engagement wurde Professor Dr.-Ing. Kurt Schellenberg der Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg verliehen.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (li.) verlieh Professor Dr.-Ing. Kurt Schellenberg den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (li.) verlieh Professor Dr.-Ing. Kurt Schellenberg den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg
Inhaltsverzeichnis

Der Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg – bis Juni 2009 die „Verdienstmedaille“ – ist die höchste Auszeichnung des Landes. Sie wird vom Ministerpräsidenten für herausragende Verdienste um das Land Baden-Württemberg verliehen, insbesondere im politischen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Bereich.

Forscher bis heute

Professor Dr.-Ing. Kurt Schellenberg, der Gründer des Instituts für Materialprüfung in Rottweil, der am 29. April seinen 90. Geburtstag feiert – ist immer noch aktiv. Gegenüber dem „Schwarzwälder Boten“ berichtete er, dass er erst kürzlich wieder „sensationelle Erkenntnisse“ gewonnen hat.

Derzeit interessiert ihn Asphalt in Zeiten des Klimawandels. „Da wir immer heftigere Temperaturen und Temperaturschwankungen haben, gilt es hier nachhaltige Lösungen zu finden und die Asphalteigenschaften zu optimieren, damit nicht alle paar Jahre neuer Asphalt eingebaut werden muss.“, erklärt er. Derzeit hält ein lärmarmer Asphalt ungefähr 8 Jahre, dank der neuen Forschungsergebnisse, könne man lärmarmen Asphalt produzieren, der gut 30 Jahre hält. Dies sei nicht nur eine riesige Kostenersparnis, für Bund und Länder, sondern auch nachhaltig und perfekt für die Autofahrer, die möglichst ohne unendliche Baustellen ans Ziel kommen wollen, weiß Schellenberg. Und auch, wenn es oft langen Atem, gute Nerven und viel Geduld braucht, bis neue Erkenntnisse gewonnen und die Verantwortlichen überzeugt davon sind, forscht Schellenberg noch immer voller Begeisterung. „Das Ergebnis zählt“, sagt er, und wer ihn kennt, der weiß, dass ihn so schnell nichts aus der Ruhe bringt.

Und auch künftig wird Kurt Schellenberg weiter tüfteln, forschen und sich einbringen, sagt er. „Solange es die Gesundheit noch zulässt.“ Pläne und Ideen hat er noch viele.

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Von Beginn an

In Rottweil geboren und zur Schule gegangen hat er seine wissenschaftliche Karriere nach Abschluss seines Studiums des Bauingenieurwesens 1958 an der Forschungs- und Materialprüfanstalt (FMPA) in Stuttgart begonnen. Überraschenderweise hat er sich zunächst mit Fragen des Wasserbaus beschäftigt, später auch mit Bitumen- und Teerbaustoffen bevor er nach seiner Promotion zum Dr.-Ing. die von ihm aufgebaute Abteilung für Bindemittel auf Kunststoffbasis, Anstriche und Anstrichstoffe leitete. Bald verließ er das universitäre Umfeld und setzte seinen von Anfang an gehegten Wunsch zur Selbständigkeit um, indem er in 1965 das Institut für Materialprüfung (IfM) in Rottweil und 1969 zusätzlich in Leipheim gründete. Es begann eine intensive Aufbauphase, die neben seiner unternehmerischen Tätigkeit auch durch regelmäßige Veröffentlichungen den wissenschaftlichen Rang seiner Arbeit aufzeigte.

So entstanden Arbeiten zu praktisch allen Gebieten des Asphaltstraßenbaus und zur Prüfung von Baustoffen. Bei den Prüfungen ist vor allem die Entwicklung dynamischer Prüfungen für Asphalt zu nennen, für die Kurt Schellenberg sich bereits 1985 und damit fast 25 Jahre vor Einführung solcher Verfahren in das deutsche Regelwerk, engagiert hat. Er war stets bereit, auch „dicke Bretter“ zu bohren, wenn er erkannt hatte, dass ein Vorgehen richtig und zielführend ist. Insbesondere das Verankern der dynamischen Prüfung von Gussasphalt hat einen langen Atem benötigt.

Fragen des Einflusses von Asphaltmörtel, Sanden und Füller auf die Haltbarkeit von Asphaltdeckschichten, die heute aufgrund zahlreicher Probleme mit Rissen in Asphaltbefestigungen neu gestellt werden, hat er vor mehreren Jahrzehnten bereits behandelt und beantwortet. Über mehr als 2 Jahrzehnte hat er die so genannte Sandversuchsstrecke auf der B 14 bei Rottweil versuchstechnisch begleitet und dort den unterschiedlichen Einfluss von Sanden mit verschiedener mineralogischer Zusammensetzung aufgezeigt. Aufgrund seiner Tätigkeit wurde er für zahlreiche bedeutende Projektes des Asphaltstraßenbaus angesprochen. Insbesondere bei den anspruchsvollen Projekten bei der Abdichtung von Brücken und der Herstellung hochalpiner Straßen in der Schweiz ist er bis heute ein begehrter Fachmann.

Seine umfangreichen Kenntnisse hat Kurt Schellenberg in zahlreichen Gremien der FGSV teilweise als Mitglied, vielfach auch als Leiter mit großem Engagement eingebracht und mit der Fachwelt geteilt. Folgerichtig wurde ihm die Luer-Nadel der FGSV verliehen für besondere Verdienste um den Asphaltstraßenbau.

Darüber hinaus hat er sich für die nächste Generation als Professor für Baustoffkunde und Materialprüfung an der Hochschule für Technik in Stuttgart, im Rahmen des VSVI Baden-Württemberg oder im Vorsitz des Bundesverbands unabhängiger Institute für bautechnische Prüfungen eingebracht.

Fast 40 Jahre bürgerschaftliche Engagement

Professor Schellenbergs Verdienste gehen weit über den beruflichen Bereich hinaus. Als Gemeinderat der Freien Wähler in Rottweil brachte er seine Kompetenzen fast 40 Jahre lang für seine Mitbürgerinnen und Mitbürger ein. Von 1973 bis 1984 sowie von 2004 bis 2009 hatte er das Amt des ehrenamtlichen Stellvertreters des Oberbürgermeisters der Stadt Rottweil inne. Die Entwicklung der Stadt Rottweil hat er vor allem in den Bereichen Finanzen und Bauprojekte maßgeblich mitgeprägt.

Neben dem kommunalpolitischen Engagement hat Professor Schellenberg die Stadt durch die vor knapp 20 Jahren von ihm, seine Frau Annemarie und Sohn Peter gegründete Stiftung „Rottweiler Bürger in Not“ bereichert. Diese setzt sich für Menschen in schwierigen Lebenssituationen ein und leistet dort, wo es am dringendsten benötigt wird, schnelle und unbürokratische Hilfe.

Für seine zahlreichen Aktivitäten wurde ihm 1998 das Bundesverdienstkreuz verliehen, 2010 die Bürgermedaille der Stadt Rottweil und das Verdienstabzeichen in Gold des Deutschen Städtetags. (MAI/RED)

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