So fühlen sich Amphibien in der Grube wohl
Rohstoffgewinnung und Naturschutz müssen sich nicht ausschließen. Das zeigt eine Studie des Bundesverbands Keramische Rohstoffe und Industrieminerale (BKRI). Seit 30 Jahren betreibt der Verband aktiv Naturschutz und betreut Amphibien.
Gemeinsam mit den Genehmigungs- und Naturschutzbehörden setzt sich der BKRI für Artenschutz ein. Im Herbst 2023 hat der Verband in der Grube „Sedan“ der Stephan Schmidt KG sein 30-jähriges Jubiläum gefeiert. Den Festakt nahm das BKRI zum Anlass, eine Studie zum Thema „30 Jahre erfolgreicher Naturschutz – Amphibien-Betreuung der Tongruben im Westerwald“ in Auftrag zu geben.
Guido Faber, Vorsitzender des BKRI, hat in seiner Begrüßungsrede erklärt, dass der Abbau von Rohstoffen die Ansiedlung und den Schutz seltener Tier- und Pflanzenarten fördern könne. „Mit der vorliegenden Studie ziehen wir nach 30 Jahren Naturschutzkooperation eine erfreuliche Zwischenbilanz der Vereinbarkeit von Biodiversität und Rohstoffgewinnung“, so Guido Faber.
Vom Laubfrosch bis zur Geburtshelferkröte
Im Westerwald gibt es derzeit 42 Gruben, die das BKRI mit dem Kooperationspartner Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord betreut. In diesen Tongruben leben mittlerweile 15 Arten von den 20 in Deutschland heimischen Amphibien.
Besonders wohl fühlt sich offenbar die Gelbbauchunke. In den Jahren 2022 und 2023 konnte sie in 38 der 42 betreuten Gruben nachgewiesen werden. Die Gelbbauchunke benötigt laut Studie einen vegetationsarmen Lebensraum. Sie bevorzugt dabei Kleingewässer wie Pfützen, Fahrspuren oder auch kleine Tümpel. In Deutschland ist diese Art mittlerweile stark gefährdet und kommt fast nur noch in Abgrabungsstätten vor, die sie als Ersatzbiotop nutzt.
Der Laubfrosch hat in den vergangenen Jahren 35 der 42 betreuten Gruben besiedelt und ist damit in der Studie ähnlich gut vertreten wie die Gelbbauchunke. Damit der Laubfrosch erfolgreich laichen kann, müssen Gewinnungsstätten Kleingewässer mit Hochstauden und einzelnen, niedrigen Gehölzen am Ufer einrichten. Laut Studie sollten die Gewässer fischfrei, vegetationsfrei und besonnt sein.
Versteckmöglichkeiten hingegen sucht die Geburtshelferkröte. Sie benötigt in ihrem Lebensraum Steine, Erdlöcher oder sandige Böden in Verbindung mit Gewässern. In den Jahren 2022 und 2023 konnte diese Amphibienart in 29 von 42 Tongruben im Westerwald nachgewiesen werden.
Kammmolch in tiefen Gewässern
Sogar der seltene Kammmolch hat in den letzten Jahren 20 Gruben besiedelt. Dabei benötigt der Kammmolch speziellere Bedingungen zum Leben. Die Art bevorzugt dauerhaft wasserführende Gewässer, die sich durch eine reiche Unterwasservegetation auszeichnen. Die Studie empfiehlt, dass Gewinnungsbetriebe in den Gruben gezielt einzelne tiefe und größere Gewässer anlegen. Diese sollten dann in den nächsten Jahren sich selbst überlassen werden, damit eine entsprechende Pflanzendecke entstehen kann.
Erfolgreiche Zusammenarbeit
Die Studienergebnisse hat Guido Faber bei der Jubiläumsfeier an die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder und den Präsidenten der SGD Nord Wolfgang Treis übergeben. Die Ministerin ist in ihrer anschließenden Ansprache auch auf den Einsatz der Tonbergbauunternehmen für mehr Artenvielfalt eingegangen: „Bei der Artenvielfalt sind nach neuen Studien die planetaren Grenzen auf der Kippe. Wir brauchen aber gesunde und vielfältige Ökosysteme, um die Anpassung an den bereits fortschreitenden Klimawandel leisten zu können. Jede Art hat in einem Ökosystem ihre spezifische Funktion. Naturschutz lebt von den vielen Initiativen und Kooperationen, die sich um Arten kümmern. Sie alle, auch diese hier für die Amphibien, sind daher ein wichtiger Baustein, das Artensterben zu stoppen.“
Auch Wolfgang Treis hat sich zufrieden zu dem Naturschutzprojekt geäußert: „Gemeinsam mit dem Bundesverband Keramische Rohstoffe und Industrieminerale sowie den Abbaubetrieben haben wir Lösungen gesucht und gefunden, damit Amphibien während der Rohstoffgewinnung im Westerwald weiterhin geeignete Lebensräume vorfinden. Diese erfolgreiche Zusammenarbeit werden wir weiter verfolgen, indem die SGD Nord auch zukünftige Artenschutzmaßnahmen begleitet und unterstützt.“ (MSM/RED)
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