Zentimetergenaues Bohren im Hafen Rotterdam
Maasvlakte 2 ist ein Projekt zur Erweiterung des Hafens Rotterdam, dem größten Containerhafen Europas. Hier wurde kürzlich zentimetergenau gebohrt.
Maasvlakte 2 ist ein Projekt zur Erweiterung des Hafens Rotterdam, dem größten Containerhafen Europas. Da die vorhandenen Hafenflächen laut langfristiger Prognosen an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen werden, hat man sich dazu entschieden, mit diesem Projekt eine Erweiterung der Hafenflächen durch Neulandgewinnung von 5 000 auf
8 000 ha umzusetzen. Mit der Hafenerweiterung sollen sowohl Aspekte der wirtschaftlichen Hafenentwicklung als auch der ökologischen Raumentwicklung miteinander kombiniert werden.
Die Firma ML-Bohrtechnik mit Sitz in Essen erhielt den Auftrag der Bohrarbeiten zur Erweiterung des Terminals am Missouriweg. Hier betreibt die Firma Emo das größte Schüttgutterminal Europas. Von überall aus der Welt kommen die größten Schiffe mit Kohle und Erz, um an diesen Kai weitgehenst automatisiert schnell
und sorgfältig entladen zu werden.
Die Aufgabenstellung für die ML-Bohrtechnik war, die etwa 5 m unterhalb der Sandfläche liegende Betonplatte von ca. 20 m Breite, 800 m Länge und 1,5 m Dicke so mit Bohrlöchern zu perforieren, dass der Beton nach dem Sprengen klein zerbröselt ist und die Bewehrung frei von Betonanhaftungen aus dem Hafenbecken gebaggert werden kann. Die Schwierigkeit bestand darin, die Sandschicht zu durchbohren, ohne dass die Bohrlöcher immer wieder zufallen. Die ersten Probebohrungen hatten ergeben, dass die Eigenfeuchtigkeit des Sandbettes so hoch war, dass die Bohrlöcher absolut stabil waren und nicht zusammenfielen. Die Bohrlochtiefe im bewehrten Beton sollte schließ-
lich 1,2 m betragen. Nach der Fertigstellung eines Bohrloches waren dann Kunststoffrohre einzubringen, um Sprengstoff und Zünder problemlos platzieren zu können.
Diese Art der Beseitigung der Betonplatte wurde von der Auftraggeberseite allerdings verworfen. Da die Kaimauer bereits eine Öffnung zum Hafenbecken hatte, war damit zu rechnen, dass durch die Sprengerschütterung und Vibration das Sandbett in Bewegung gerät und ins Hafenbecken rutscht, wodurch eine Flutwelle ausgelöst werden könnte, die enorme Schäden im Hafen anrichtet und ihn über Monate blockiert.
Neue Lösung erfordert Änderungen am Konzept
Schließlich kam die zweite Lösung zum Entfernen der Betonplatte zum Tragen. Das komplette Sandbett wurde auf einer Länge von 800 m ausgebaggert und abtransportiert, die alte Kaimauer mit Betonzangen entfernt und die Abbaufläche komplett geflutet. Nun mussten die Bohrarbeiten von einem Ponton ausgeführt werden. Hierzu bedurfte es nicht unerheblicher Änderungen am Konzept. Das Bohrgerät musste mit einem ca. 5 m langen Führungsrohr versehen werden um sich unter Wasser auf der Betonfläche abstützen zu können und die Stabilität zum Bohren zu gewährleiten. Zusätzlich war dieses Führungsrohr teleskopierbar auszugelegen, um den Ausgleich zwischen Hoch- und Niedrigwasser zu überbrücken. Da man auf der Wasseroberfläche natürlich keine Bohrlöcher anzeichnen kann, wurde die Bohreinheit mit einem zentimetergenau arbeitenden GPS-System ausgerüstet, um die Bohrlafette so exakt ausrichten zu können. In einer auf dem Ponton eigens eingerichteten “Kommandozentrale“ konnten die Bohrgeräte Tag und Nacht genauestens überwacht werden um die genaue Positionierung der Bohrlöcher zu gewährleisten.
In einem Zeitraum von maximal fünf Monaten sollten nun ca. 12 000 Bohrlöcher erstellt werden, was den Einsatz von zwei leistungsstarken Bohrgeräten notwendig machte. Es wurde 24 Stunden rund um die Uhr gearbeitet, um die Stillstandzeiten durch die Sprengarbeit und durch Ebbe und Flut zu kompensieren. Die Bohrarbeiten wurden durch die teilweise bis 30 mm dicke Armierung erheblich erschwert und trieben den Verschleiß an den speziell für diesen Einsatz hergestellten Bohrkronen in die Höhe. Nach Abbohren eines Bohrloches wurde das Bohrgestänge herausgezogen und Sprengstoff und Zünder durch das Führungsrohr eingebracht. Zusätzlich mussten die Bohrlöcher oben verschlossen werden, damit der Sprengstoff nicht aufschwimmen konnte.
Wegen möglicher Ölverluste durch das Platzen von Schläuchen waren aus Sicherheitsgründen die Bohrgeräte auf Bio-Öl umgerüstet worden. Zur Absicherung und Minimierung von Ausfallzeiten standen zu jeder Zeit ein komplettes Bohrgerät und ein zusätzlicher Bohrhammer zur Verfügung. Trotz aller Schwierigkeiten und Anlaufproblemen wurden die Bohrarbeiten vier Wochen früher als geplant erfolgreich beendet. Das war zum einen auf die absolut zuverlässigen und leistungsstarken Sandvik-Bohrgeräte DP 900i + DP 1100i und zum anderen auf die gut motivierten und einsatzbereiten Mitarbeiter der ML-Bohrtechnik zurückzuführen.
Passend zu diesem Artikel
Seit über 40 Jahren wird im Bernegger-Steinbruch Schützenstein bei Spital am Pyhrn bis in Höhen von knapp 1.000 m Kalkstein abgebaut. Kürzlich wurde die Gewinnung optimiert.
Continental erweitert die digitale Reifenmanagementlösung TireTech um zahlreiche Funktionen. Das Update beinhaltet unter anderem Reifendiagnostik, einen Reifenfülldruck-Kalkulator, und Empfehlungen für Winterreifen.
Enge Kurven und Steigungen bis zu 19 Prozent: Rund 70 Kilometer von Tokio entfernt ist eine Privat-Rennstrecke in atemberaubender Kulisse entstanden. Das Projekt war in mehr als einer Beziehung außergewöhnlich.