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Interview mit Thomas Echterhoff

„Sharemac sorgt für Transparenz am Markt!“

Die Share Economy erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Das Teilen oder Ausleihen von Pkw – oder auch von Elektrowerkzeugen innerhalb der Nachbarschafft – ist in. Warum nicht dieses Modell auf Baumaschinen übertragen?

Unterstützt von Fachleuten aus der Baubranche, haben Prof. Sven Voelpel und seine beiden ehemaligen Studenten Manuel Kimanov und Revazi Chikviladze die Online-Plattform Sharemac entwickelt. Dort können Bauunternehmer temporär überschüssige Maschinen-Kapazitäten anbieten und andere einen vorübergehenden Spitzenbedarf durch Leihen abdecken.

Herr Echterhoff, seit gut einem halben Jahr ist die Plattform Sharemac online. Ihr Ziel ist es, die wirtschaftliche Ausbeute von Baumaschinen durch Nutzung vieler Unternehmer zu mehren. Können Sie kurz erläutern, wie Sie auf dieses Projekt gestoßen sind?

Echterhoff: Im November 2017 wurden uns die Grundzüge von Sharemac von den Initiatoren vorgestellt. Der Kontakt zur Jacobs Universität in Bremen wurde von unserem damaligen Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Bayer vermittelt. Das Projekt wurde an der Uni von Prof. Sven Voelpel als Teil der Share Economy gemeinsam mit einigen seiner Studenten entwickelt.

Wir haben uns die Ideen auf unserer Präsidiums- und Beiratssitzung vorstellen lassen, weil wir neugierig waren. Und mein erster Eindruck war: Wow, die Jungs sind richtig gut! Überzeugend an der Präsentation waren insbesondere die Professionalität, der internationale Hintergrund der Macher und das Tempo, mit dem die Plattform vorangetrieben wird.

War denn ausreichendes Branchen-Know-how bei den Machern vorhanden?

Echterhoff: Wahrscheinlich eher nicht, aber die Mannschaft hat wahnsinnig schnell gelernt. Sie hat intensive Gespräche in der Branche geführt und sofort verstanden, wie die Bauleute ticken und wie Baumaschinen funktionieren. Beraten hat sie u.a. Prof. Thomas Bauer, langjähriger Vorstandsvorsitzender der Bauer AG, Schrobenhausen, und Präsident des Bayerischen Bauindustrieverbands.

Der Ansatz des Bremer Teams war u.a. die Erkenntnis, dass bei uns Baumaschinen im Arbeitsalltag bei weitem nicht ausgelastet sind.

Die Initiatoren sind schlaue und schnelle Jungs, die gemerkt haben, dass in der Bauwirtschaft die Maschinenplanung und -verwaltung oft nicht optimal gelöst ist.

Das gilt aber doch nicht für die Brot- und Butter-Maschinen …?

Echterhoff: Doch, genau für diese Radlader, Mobil- und Kettenbagger trifft das zu. Darum habe ich empfohlen, mit diesen Commodity-Maschinen zu starten. Diese Geräte sind nach meiner Einschätzung austauschbar.

Mich hat die Idee begeistert, weil mit der Plattform – ähnlich wie etwa bei Mobile.de für Pkw – eine gewisse Markttransparenz geschaffen wird.

Was meinen Sie mit Transparenz?

Echterhoff: Das Preisgefüge der Maschinen wird anschaulich.

Haben Sie weiterhin Kontakt zu den Initiatoren?

Echterhoff: Ja, ich habe noch Kontakt. Sie sprechen mich immer wieder an, um von mir Brancheneinschätzungen abzurufen. Außerdem nutzen wir selbst die Plattform und bieten unsere Maschinen dort an.

Finden sich alle Maschinen- und Gerätetypen auf der Plattform?

Echterhoff: Alle Maschinengattungen werden dort sicherlich nicht abgebildet. Aber Sie finden zunehmend Spezialgeräte wie Seilmaschinen, Straßenfertiger, Walzen, etc. So etwas muss wachsen. Ich denke, je bekannter die Plattform in der Branche wird, desto umfangreicher und vielfältiger wird auch das dortige Angebot werden.

Wie partizipieren Sie an diesem branchenspezifischen Angebot?

Echterhoff: Wir haben bisher einzelne Maschinen eingestellt und einen Mietvorgang abgeschlossen. Dies ist allerdings bedingt durch unsere derzeitige hohe Auslastung.

Wir befinden uns zurzeit in einer Phase der absoluten Hochkonjunktur. D.h. alle Maschinen sind im Einsatz auf der Baustelle. Was Sie jetzt auf unserem Hof noch sehen, sind entweder absolute Spezialmaschinen oder sehr alte Schätzchen, die längst abgeschrieben sind und nur noch gelegentlich eingesetzt werden.

Wenn das anders wird, werden wir wieder aktiver. Denn bevor ein Bagger drei, vier Monate untätig auf unserem Hof steht und vor sich hinrostet, biete ich ihn doch lieber auf der Plattform an. Vielleicht gibt es ja ein Unternehmen in unserer Umgebung, das für ein paar Wochen Bedarf an diesem Gerät hat.

In welchem Radius ist der Maschinentransport für Radlader und Bagger wirtschaftlich sinnvoll?

Echterhoff: Das ist letztlich eine Frage des Transportgewichts. Auch die Fragen nach der Transporterlaubnis, oder kann ich mit einer Dauererlaubnis fahren, spielen hier ein zentrale Rolle.

Sharemac bietet mit einem Logistik-Partner ein Komplettpaket an. Doch auch für den gilt die mathematische Formel von Gewicht und Wegstrecke, aus denen sich die Transportkosten ermitteln lassen. Ein Gerät, das in der Miete 100,- Euro am Tag kostet, kann ich nicht für 3.500 Euro quer durch die Republik gefahren werden. Bei einer Distanz von 100 km zwischen Ver- und Ausleiher geht die Rechnung für alle Beteiligten jedoch auf.

Welchen ökonomischen Nutzen erwarten Sie mittelfristig von dem Share-Modell?

Echterhoff: Da nenne ich an erster Stelle die Preistransparenz am Markt. Das Sharemac-Angebot ist im Verhältnis zu einem professionellen Händler etwa 20 bis 25% günstiger.

Hinzu kommt die Verfügbarkeit von Maschinenkapazitäten. Insgesamt wird das Prozedere für die Bauunternehmen außerdem einfacher. Ich muss nicht mehr mehrere Anbieter abfragen, sondern gehe einfach auf die Plattform und sehe, was in meinem Umkreis an Kapazitäten vorhanden ist.

Wer haftet, wenn eine Maschine im Einsatz ausfällt, verunfallt oder sogar gestohlen wird?

Echterhoff: Das ist bei Sharemac geregelt. Die Betreiber haben mit der Allianz einen professionellen Partner gefunden, der im Ereignisfall den Schaden reguliert. Diesbezüglich müssen sich Ver- und Entleiher keinerlei Sorgen machen.

Hinzu kommt, das komplette Prozedere ist sehr transparent. Wenn sich einer der Partner unfair verhält, etwa einen selbstverschuldeten Schaden abstreitet, obwohl die Verantwortlichkeit klar zugewiesen werden kann, so wird er sanktioniert. Das kann soweit gehen, dass er keine Chance mehr bekommt, auf dieser Plattform Geschäfte zu generieren.

Doch in der Regel – das zeigen die Erfahrungen aus der Vergangenheit – gibt es unter seriösen Geschäftspartnern keinerlei Probleme.

Gibt es rechtliche Probleme, wenn Sie eine vom Händler gemietete oder geleaste Maschine verleihen?

Echterhoff: Aus meiner Sicht ein klares Nein. Ich stehe gegenüber dem Händler in der Pflicht in einem solchen Fall, ähnliches gilt für denjenigen, der sich von mir die Maschine geliehen hat. Er ist mir gegenüber in der Pflicht.

Werben Sie als Präsident des Bauindustrieverbandes Niedersachsen-Bremen für das Sharemac-Angebot?

Echterhoff: Nein, direkt geworben habe ich nicht dafür. Allerdings habe ich Sharemac Hinweise gegeben, bei welchen Mitgliedsunternehmen es sich lohnen könnte, über das Share-Modell zu sprechen.

Was macht zusammenfassend den Charme der Plattform aus?

Echterhoff: Im Idealfall stellt sie eine Art Puffer oder Speicher dar für Baumaschinen und -geräte: Ein Bauunternehmer hat zu einem bestimmten Zeitpunkt zu viele davon, ein anderer kann aus eigenem Bestand seinen Bedarf nicht decken. Da ist es doch recht komfortabel, wenn die Produktionsmittel über eine zentrale Schnittstelle vermittelt werden können. So betrachtet, ist das temporäre Teilen von Baumaschinen eine gute, sinnvolle und wirtschaftliche Sache.

Zur Person

Thomas Echterhoff, 51, ist geschäftsführender Gesellschafter der Echterhoff Bau-Gruppe mit Sitz in Westerkappeln bei Osnabrück. Außerdem ist er Präsident des Bauindustrieverbands Niedersachen-Bremen. Die Unternehmensgruppe beschäftigt rund 600 Mitarbeiter und macht einen Jahresumsatz von ca. 160 Mio. Euro. Echterhoff ist ein Sharemac-Fan der ersten Stunde.

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