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Regelwerk für Reparaturasphalte

Gegenwärtig gibt es weder bautechnische Anwendungsempfehlungen noch objektiv begründete Produktanforderungen. Im Interesse der Qualitätssicherung offenbart sich hier eine Regelungslücke, die durch die „Hinweise für Reparaturasphalt zur Schadstellenbeseitigung (H RepA)“ geschlossen werden soll.

Dipl.-Ing. Gabriele Sauerhering, der Leiterin der Prf- und Kalibrierstelle der Landesstraenbaubehrde Sachsen-Anhalt, leitet den Arbeitskreis Reparaturasphalt bei der FGSV

Der im Jahr 2012 neu gegründete Arbeitskreis der FGSV, unter der Federführung der Straßenbaubehörde Sachsen-Anhalts, hat innerhalb von vier Jahren ein umfangreiches Papier erarbeitet, das erstmals grundlegende und konkrete Informationen zu Reparaturasphalten für Hersteller und Anwender zusammenfasst. Wir sprachen mit Dipl.-Ing. Gabriele Sauerhering, der Leiterin der Prüf- und Kalibrierstelle der Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt, die den entsprechenden Arbeitskreis bei der FGSV leitet.

baunetzwerk: Wie weit sind Sie mit den Hinweisen?

Dipl.-Ing. Gabriele Sauerhering: Das fertige Papier befindet sich derzeit im übergeordneten Gremium (Lenkungsausschusses 7) „Asphaltbauweisen“ der FGSV zur Bestätigung. Die Veröffentlichung wird für die Wintersaison 2016/17 angestrebt.

baunetzwerk: Was sind die wesentlichen Inhalte?

Dipl.-Ing. Gabriele Sauerhering: Diese Hinweise enthalten Informationen über Reparaturasphalte, Anforderungen an Reparaturasphalte, geeignete Baustoffe, umweltrelevante Aspekte, anzuwendende Prüfungen und Bauverfahren zur Ausführung der Schadstellenbeseitigung. Sie sind vorrangig an die Entscheidungsträger der Straßenbaubehörden im Bereich „Betrieb“ und „Instandhaltung“ der ausschreibenden Stellen bei Bund, Ländern und Kommunen gerichtet. Nicht weniger wichtige Anwender der H RepA sind ausführende Firmen und Hersteller.

baunetzwerk: Wie unterscheiden sich die Reparaturasphalte?

Dipl.-Ing. Gabriele Sauerhering: Reparaturasphalte werden grundsätzlich in drei verschiedene Produktarten unterteilt. Einkomponentige Mischgüter sind sofort verwendbar, also ein Fertigprodukt. Auch die zweikomponentigen Produkte sind sofort gebrauchsfertig, da oft nur Wasser zugegeben werden muss. Bei mehrkomponentigen Mischgütern müssen diese erst angemischt werden.

baunetzwerk: Wie werden die Kaltmischgüter kategorisiert?

Dipl.-Ing. Gabriele Sauerhering: Die Reparaturasphalte werden in sieben verschiedene Produktsorten unterteilt werden. Unterscheidungsmerkmal ist – neben der Anzahl der Komponenten und der Art der Herstellung, also kalt, warm oder heiß – vor allem das verwendete Bindemittel. Also lösemittel-/verschnitthaltiges Kaltbitumen, mineralölstämmiges Fluxmittel, kationische Bitumenemulsion, pflanzliches Fluxmittel (Reaktivmischgut) oder klassisches Bitumen.

berblick ber die Produktsorten wie sie im H RepA vorgesehen sindFoto: Abbildung: FGSV

baunetzwerk: Sie haben in der Landesstraßenbauverwaltung Sachsen-Anhalt viele dieser Kaltmischgüter unter die Lupe genommen. Was ist Ihnen dabei besonders aufgefallen?

Dipl.-Ing. Gabriele Sauerhering: Als besonders auffallend sind die enormen Spreizungen der wesentlichen Eigenschaften der Zusammensetzung der Reparaturasphalt zu nennen. So stellten wir Bindemittelgehalte zwischen 4 und 8 M.-% und Hohlraumgehalte zwischen 5 und 20 Vol.-% fest. Beim Haftverhalten zwischen Bitumen und Gestein, also der Affinität, konnten wir Umhüllungsgrade zwischen 60 und 100 % nachweisen. Ähnliches kann ich zum Kornverlust oder zum Widerstand gegen Verformungen berichten.

Neben der Vielfalt der kreativen und oft sehr phantasievollen Namen ergab unsere Marktrecherche, dass es vermutlich viele Produkte als „Labelprodukte“ vertrieben werden. Außerdem gab es Auffälligkeiten beim Geruch wie Lösemittel, Benzin/Diesel, Altöl aber auch Zitronenduft. Besonders fiel uns aber die Festigkeit auf. Man kann sie durchaus mit dauerweich beschreiben.

baunetzwerk: Wird dies auch Niederschlag im Regelwerk finden?

Dipl.-Ing. Gabriele Sauerhering: Ja, letzteres beispielsweise bei den Prüfverfahren. Abweichend von den TP Asphalt-StB, Teil 5, werden einige Reparaturasphalte nicht bei 110 °C bis zur Massekonstanz getrocknet, sondern sind direkt nach der Probenahme in die Weithals-Standflasche einzufüllen, und hieran ist dann die Rohdichte zu bestimmen.

Die Herstellung der Marshall-Probekörper erfolgt für Warmmischgut bei 125, für andere bei 20 oder 135 °C. Beim Kaltmischgut mit pflanzlichen Fluxmittel, sogenannte Reaktivasphalte, muss das Anmischen mit Wasser für jeden Marshall-Probekörper einzeln und innerhalb von 2 Minuten erfolgen, und wird unmittelbar anschließend verdichtet. Es ist darauf zu achten, dass die Aushärtungsreaktion nicht vor dem Verdichten beginnt.

Vor der Bestimmung der Raumdichte, der Marshall-Stabilität und des Kornverlustes müssen die Marshall-Probekörper mindestens 5 Tage bei Raumtemperatur, also bei 23 ± 2 °C, gelagert werden. Dabei erfolgt die Lagerung der Marshall-Probekörper im Formzylinder. Der nicht ausgeformte Probekörper ist während der Lagerdauer täglich zu wenden.

baunetzwerk: Worauf sollte man achten, wenn man Kaltmischgüter benutzt?

Dipl.-Ing. Gabriele Sauerhering: Grundsätzlich gilt, dass Reparaturasphalte ausschließlich zur kurzfristigen Wiederherstellung der Verkehrssicherheit, der Beseitigung von Gefahrenstellen oder dem Abdichten der Unterlage dienen sollten. Ans Herz legen möchte ich allen den Abschnitt Baugrundsätze in den H RepA. Nicht alle Reparaturasphalte sind für jede Bauklasse oder jedes Schadensbild geeignet. Auch Einbaubedingungen müssen beachtet werden – nicht alle Produkte eignen sich bei winterlichen Temperaturen. Oft vernachlässigt wird, dass die Unterlage sowie die Randbereiche entsprechend vorbereitet werden müssen. In den Hinweisen finden sich klare Aussagen dazu. Bei Einbau und Verdichtung sollte man auf die Hinweise des Herstellers achten.

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