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Archiv 30. August 2018

Emissionsarmes Schotterwerk

Eine neue Anlage im französischen Saint-Jeoire-en-Faucigny ermöglicht Rohstoffaufbereitung im Einklang mit Natur und Umwelt.

Das Schotterwerk Rossetto in franzsischen Saint-Jeoire-en-Faucigny.
Das Schotterwerk Rossetto in franzsischen Saint-Jeoire-en-Faucigny.

Beim Bau neuer Aufbereitungsanlagen nimmt der Schutz von Natur und Anwohnern einen immer wichtigernen Stellenwert ein. Dabei steht speziell die Reduzierung von Schall- und Staub-Emissionen im Fokus, um die Belastung der Umwelt auf ein Minimum zu beschränken.

Vor diesem Hintergrund hat thyssenkrupp im französischen Saint-Jeoire-en-Faucigny ein schlüsselfertiges Schotterwerk für die dort ansässige Firma Rossetto geplant, gebaut und in Betrieb genommen. Der Standort der Anlage unmitelbar oberhalb des Ortes erforderte die Einhaltung besonders niedriger Emissionsgrenzwerte. Neben der Maschinen- und Umwelttechnik – vom Brechprozess bis zur automatischen Verladung – wurde die komplette Elektrik und Automatisierung der Anlage geliefert.

Nachhaltige Projektentwicklung

Im Rahmen des Auftrags wurde ein Kalkstein-Schotterwerk für eine Jahresproduktion von 400.000 t errichtet. Bis in die 1970er Jahre hinein hatte der Familienbetrieb Rossetto auf dem Gelände Flusskies abgebaut. Für den Bau der neuen Anlage waren zunächst umfangreiche Aufschüttungen notwendig, um ein Plateau mit rund 30.000 m2 Fläche zu schaffen. Hier sollten später die insgesamt sechs Gebäude des Schotterwerks Platz finden.

Die neue Anlage wurde oberhalb des Ortes Les-Fauges-La-Chounaz an der Bergflanke des Mont du Don errichtet. Die exponierte Lage verlangte nach einer Begrenzung der Schallemissionen auf maximal 70 dB. Darüber hinaus stellten die extremen Wetterbedingungen der Alpen eine weitere Herausforderung dar. Ziel war es, den Betrieb auch bei Temperaturen bis -10 ˚C sicherzustellen. So kann das Werk in mindestens zehn Monaten jährlich betrieben werden.

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Um die Emissionen auf ein Minimum zu beschränken und den Wetterbedingungen standzuhalten, wurde die insgesamt aus drei Brechstufen bestehende Anlage komplett eingehaust. Auch der Bereich um den Bunker der Primärbrechanlage wurde so gestaltet, dass kaum Geräusche vom Abladeprozess der Muldenkipper sowie von der anschließenden primären Brechstufe nach außen dringen. Dies wurde durch eine doppelwandige, schallschluckende Gebäudekonstruktion realisiert. Die installierte Absaug- und Filteranlage stellt sicher, dass weder von der Beschickung noch von den folgenden Brechstufen Staubemissionen nach außen dringen. An kritischen Stellen wird zusätzlich Wasser vernebelt, um den entstehenden Staub zu binden.

Backenbrecher EB 12-10 der primren Brechstufe.Foto: Foto: thyssenkrupp

Hohe Kornqualität

Neben den umwelttechnischen Aspekten mussten weitere komplexe Anforderungen hinsichtlich des Brechprozesses und der zu erreichenden Kornqualität erfüllt werden. Aufgrund der Nähe des Werks zur Schweizer Grenze sollten neben den französischen Normen auch die in der Schweiz geforderten Qualitäten abgedeckt werden.

Gewonnen wird der Kalkstein in zwei Steinbrüchen mit ähnlichen Eigenschaften. Beide Lagerstätten liegen direkt an der Südflanke des Mont du Don.

Im Steinbruch Quevets Nord, in dem zuvor Geröll abgebaut wurde, wird heute durch Sprengung ein Haufwerk von 0 – 700 mm gewonnen. Der Steinbruch ist über eine 600 m lange Fahrstrecke direkt mit der Aufbereitungsanlage verbunden. Auch hier wurden besondere Maßnahmen zum Schutz der Anwohner, zum Beispiel vor Steinschlag, getroffen. Mit Hilfe eines Baggers werden drei Muldenkipper beladen, die das Material zur Vorbrechanlage transportieren. Der zweite Steinbruch La Tour liegt ca. 10 km entfernt. Von hier wird das Rohmaterial auf 44 t-Lkw verladen und zur Aufbereitungsanlage transportiert.

Das Aufgabematerial für die erste Brechstufe wird in einen Bunker mit einem Volumen von 60 m3 abgekippt. Sobald ein Lkw oder ein Muldenkipper zum Entladen in das Gebäude fährt, startet automatisch die Staubabsaugung. Mit Hilfe eines hydraulischen Schubwagens wird der Materialstrom aus dem Bunker gefördert. Über ein Grizzly-Sieb vom Typ SKA 123/1 gelangt das Material zur ersten Brechstufe. Der thyssenkrupp Backenbrecher EB 12-10 ist auf eine Durchsatzleistung von 450 t/h bei einer Produktgröße von 0 – 250 mm ausgelegt. Die Fraktion lt; 120 mm im Aufgabegut wird zuvor durch das Sieb abgeschieden. Über ein Kreisschwingsieb CK 603 wird der Fraktion der Feinanteil 0 – 15 mm entzogen. Das unerwünschte Feingut wird verworfen; das restliche Aufgabegut wird dem Prozess nach dem Brechvorgang wieder zugeführt.

Das Endprodukt der ersten Brechstufe (0 – 250 mm) wird zu einem Zwischenbunker mit einem Volumen von über 15.000 m³ weitergeleitet. Hier wird über zwei Schwingförderrinnen ein konstanter Materialstrom von 250 t/h abgezogen und zur Sekundär-Brechstufe geleitet. Der dort eingesetzte Kegelbrecher Kubria G 110 zerkleinert das Material auf eine Größe von 95 % lt; 80 mm. Das nachfolgende CK 803 Sieb trennt nach den Produktgrößen 0 – 6, 6 – 20, 20 – 40 und gt; 40 mm ab. Je nach gewünschtem Endprodukt können die Fraktionen über verstellbare Klappen gemischt oder zusammen mit dem Überkorn zu einer tertiären Brechstufe geleitet werden.

Zwischenbunker mit einem Volumen von 15.000 m3.Foto: Foto: thyssenkrupp

Sechs verschiedene Fraktionen

Ein weiterer Kegelbrecher des Typs F/M sorgt für ein kubisches Korn und garantiert die hohen Produktanforderungen im Endprodukt. Die zwei nachgeschalteten Siebe vom Typ CK 1203 und CK 1202 trennen den Materialstrom in sechs verschiedene Fraktionen (0-4, 4-6, 6-10, 10-14 und 14-20 mm) auf. Dabei können das Überkorn 20-40 mm sowie die Fraktionen 14-20 mm und 10-14 mm bei Bedarf einem Vertikalprallbrecher Typ Multirok MR 9 zugeführt werden und so im Kreislauf erneut auf die beiden Siebe gelangen.

Die (Edel-) Splitte werden in Silos und auf Halden gelagert. Aus den Silos können die verschiedenen Produktklassen automatisch gemischt, abgezogen und der Lkw-Verladung zugeführt werden.

Mit den Brechern und Sieben aus den Standard-Baureihen von thyssenkrupp Industrial Solutions konnte der gesamte Aufbereitungsprozess optimal abgedeckt werden. Dabei wurden komplexe Anforderungen bezüglich der Produktqualität und anspruchsvollste Umweltauflagen erfüllt. Gleichzeitig erlaubt der Prozess die Herstellung verschiedenster Endprodukte, die sowohl den französischen als auch den Schweizer Normen gerecht werden. So ist es gemeinsam mit den Kunden gelungen, eine nachhaltige und höchst effiziente Anlage zu errichten – mit minimalen Auswirkungen auf Natur und Umwelt.

Multirok MR 9 in der tertiren Brechstufe.Foto: Foto: thyssenkrupp


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