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Archiv 25. Februar 2016

Upgrade für die Pflasterbranche

Es war ein mutiger Schritt, und er war richtig: Sebastian Geruschka, Geschäftsführer des Straßen- und Tiefbaugewerbes im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, buchte für die 5.Deutschen Pflastertage einen größeren Saal im Krongress- und Kulturzentrum Fulda. Die Rechnung ging auf. 230 Interessenten und damit rund 50 mehr als bei der Veranstaltung vor zwei Jahren folgten konzentriert den zahlreichen Vorträgen am 23. und 24 Februar.

Unter den Teilnehmern waren Tiefbauer, Straßenbauer, Sachverständige, Vertreter von Kommunen sowie Unternehmen, die ihre Angebote für die Branche in der begleitenden Ausstellung präsentierten. In den wohl dosierten Kommunikationspausen wurden die Stände der Aussteller intensiv frequentiert und Informationen ausgetauscht.

Überhaupt stand neben den Fachvorträgen der Dialog bei diesem Branchentreff im Vordergrund. Gut genutzte Gelegenheiten boten sich den Teilnehmern dazu jeweils nach den Referaten und am nun schon traditionellen Pflasterabend im gemütlichen Ambiente des Restaurants im Obergeschoss des Hotels.

Die Referenten beschäftigen sich mit Änderungen der aktuellen Regelwerke, technischen Ausführungen von Pflasterarbeiten, Weiterentwicklungen bei den Baustoffen, Mängelursachen und -vermeidung sowie Hinweisen zur Konfliktbewältigung zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern.

Baunachwuchs ausbilden!

Gleich zu Beginn der Tagung erläuterte Dipl.-Ing. Franz Knobling, Auditor bei der Qualitätssicherung Pflasterbauarbeiten – QSP – die fach- und qualitätsgerechte Randeinfassung. Er zeigte zahlreiche Bausünden auf und stellte die Frage: „Was hält uns davon ab, die Bauausführung gleich richtig zu machen?“ Er appellierte ans Auditorium, den Baunachwuchs sorgfältig auszubilden, vor allem im Sinne von Qualität und Arbeitsvorbereitung. Dennoch bleibt der ständige Konflikt zwischen hohem Anspruch an die Bauleistung und der Vergabepraxis der öffentlichen Hand, die in der Regel über den Preis erfolgt, wie eine Stimme aus dem Publikum anmerkte.

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Dipl.-Ing. Walter Braun, Obmann ATV DIN 18318, ging auf den aktuellen Stand des Regelwerks ein. Er beschrieb den Geltungsbereich, die einzelnen Teile und neue Anforderungen. Im Anschluss erläuterte Prof. Dr.-Ing. Martin Köhler Neuerungen im Regelwerk der FGSV.

Haftbrücke – ein Dauerthema

Mario Sommer, Sopro, ist ein Verfechter der gebundenen Bauweise. Er zitierte dazu historische Beispiele. So hatten es schon die Römer verstanden, gebunden zu bauen. Dank sorgfältiger Ausführung gibt es noch heute gut erhaltene Pflasterflächen aus dieser Zeit. Sommer verwies in seinem Vortrag auch auf die Bedeutung der Haftbrücke des Steins zur Bettung. Ein Thema, das von zahlreichen Referenten angesprochen wurde.

Dr. Jörn Buchholz, Quick-Mix, sprang spontan für einen erkrankten Kollegen ein. Während seines Studiums hatte Buchholz thermische Spannungen auf Testfeldern erforscht. Die Ergebnisse dieser Arbeit stellte er vor und diskutierte sie im Zusammenhang mit Bewegungsfugen.

Nicht durch die Instanzen „jagen“

Den „Formen außergerichtlicher Streitbeilegung“ widmete sich Prof. Dr. jur. Gerd Motzke. Der ehemalige Richter ist aktuell Honorarprofessor in Augsburg. Er wies auf die Fußangeln und Chancen in Verträgen hin. Insbesondere warnte er vor Pauschalverträgen, die im Streitfall viel Konfliktpotenzial bieten. Kommt es zur Auseinandersetzung zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer, so Motzke, gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Lösung. Dazu zählen die Mediation, Schiedsgutachten oder die Schlichtung bis hin zum Adjudikationsverfahren. Motzkes Rat: Der Unternehmer sollte stets selbst versuchen, eine Lösung zu finden. Das sei immer günstiger, als durch die Instanzen zu „jagen“.

Die Vortragsreihe des zweiten Tages eröffnete Prof. Carsten Schlötzer von der Hochschule Ostwestfalen-Lippe. Er beschäftigte sich mit der Nox-Reduzierung durch Betonsteinpflaster. Seit einigen Jahren in der Diskussion, liegen nun erste Ergebnisse eines Projekts aus Detmold vor. Dort wurde mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, DBU, der zentrale Omnibus-Bahnhof neu gestaltet. Dank Einsatz von Titanoxid schätzt Schlötzer, dass dort rund 10% der Stickoxide langfristig abgebaut werden.

Der Sachverständige Werner Schellscheidt ging auf großformatige Platten und das Regelwerk ein. Er verglich offizielle Empfehlungen und Herstellerangaben und wies auf zahlreiche Ungereimtheiten hin.

Skurrile Fälle

Einen doppelten Beitrag leistete Wulf Schneider, der zunächst den Umgang mit Rissen in der gebundenen Ausführung erläuterte. Danach beschäftigte sich der Sachverständige mit teilweise skurrilen Fällen aus seiner Gutachterpraxis, die manchmal aus den unverständlichen Wünschen des Bauherrn hervorgehen, die im Widerspruch zur Norm stehen, oft aber auch begründet sind in mangelhafter Bauausführung, also Pfusch.

Den Schlussstrich zog erneut Prof. Motzke. Er wies in seinem Vortrag „Nachtrag – Voraussetzungen und Erfolgsaussichten“ auf die Diskrepanzen zwischen Ausschreibungen und der oftmals andersartigen Bauwirklichkeit hin. Sie bieten häufig Anlässe für Nachträge. Doch auch wenn das Leistungsverzeichnis mangelhaft ist, muss der Auftragnehmer ein funktionstüchtiges Bauwerk liefern. Nach Vertragsabschluss sollten dann vom Auftragnehmer Bedenken angemeldet werden.

Der Referent erläuterte detailliert die einzelnen Paragraphen der VOB und erörterte besondere Fälle und Schadensersatzansprüche. Insbesondere der Dokumentation ist viel Aufmerksamkeit zu widmen.

Die insgesamt auf ein positives Echo gestoßenen 5. Deutschen Pflastertage waren ein rundum gelungenes Upgrade für alle Teilnehmer. Dazu beigetragen haben auch die zahlreichen Aussteller. Dabei waren: Zertifizierung Bau, Qualitätssicherung Pflasterarbeiten e.V., Tubag, Lapis Perfectus, Klostermann/Godelmann, Lithon Plus, FCN, Sopro, Mendiger Basalt, Marbos, Juralith, Bomag, Rinn und Blastrac.

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