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Was ein Baugeräteführer verdient

Den ganzen Tag Bagger fahren und dafür auch noch Geld bekommen – ein Traum! Aber Spaß beiseite: Baugeräteführer, das ist ein anspruchsvoller Ausbildungsberuf, der sich durch die Technisierung stark verändert hat. Der Fahrer wird zunehmend zum Controller. Wir stellen den Beruf vor und sagen, welche Verdienstmöglichkeiten es gibt.

Der Baugertefhrer hat gelernt, verschiedene Baumaschinen zu bedienen.
Der Baugertefhrer hat gelernt, verschiedene Baumaschinen zu bedienen.

Der Baugeräteführer bedient alle Baumaschinen und -geräte im Hochbau, Erd- und Tiefbau, Straßen- und Spezialtiefbau, in Steinbrüchen und Kiesgruben, dem Tunnel- und Wasserbau, dem Betonwerk, der Forstwirtschaft, in der Gas- und Stromversorgung oder im Rohstoffrecycling. Das ist eine sehr große Bandbreite, die verschiedenste Maschinen umfasst: Vom Forstbagger, Betonmischer, Muldenkipper über den Walzenzug bis hin zum mobilen Brecher.

Kein Wunder also, dass eine dreijährige Berufsausbildung zu durchlaufen ist. Sie erfolgt im Ausbildungsbetrieb, der Berufsschule, die theoretische Kenntnisse vermittelt sowie im überbetrieblichen Ausbildungszentrum, wo praktische Fertigkeiten gelehrt werden. Die Ausbildung setzt keinen bestimmten Schulabschluss voraus, die Betriebe stellen meist Bewerber mit Hauptschulabschluss ein. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren 2013 unter den Ausbildungsanfängern 54 % mit Hauptschulabschluss, 40 % mit einem mittleren Bildungsabschluss und 4 % mit Hochschulreife.

Wer sich für den Beruf des Baugeräteführers entscheidet, der sollte Geschicklichkeit, Konzentrationsfähigkeit, Umsicht, Entscheidungsfähigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit mitbringen, schwindelfrei sein und in der Schule ein Faible für die Fächer Physik, Werken/Technik und Mathematik gehabt haben.

Gerade das technische Verständnis wird immer wichtiger, da sich, wie oben bereits angesprochen, das Berufsbild ändert. Der Baugeräteführer ist heute weit mehr als ein Fahrer. 2014 hat Volvo CE in seinem Werk in Konz einen autonomen Mobilbagger bei der Beladung eines Dumpers gezeigt. Dass diese Entwicklung darauf abzielt, den Fahrer abzuschaffen, dementierte Entwicklungsleiter Timo Zenner sogleich: „Der Fahrer bleibt stets der wichtigste Faktor. Ihn bei monotonen, ermüdenden Arbeitsvorgängen zu entlasten, ist eines der vorrangigsten Ziele des Projekts.“ Komatsu setzt mit seinen i-Maschinen auf die Entlastung des Fahrers und andere Maschinenhersteller bieten ähnliche Innovationen an.

Die reine Fahrertätigkeit gerät also etwas in den Hintergrund, während die Bedienung von Vermessungs- und automatischen Steuergeräten (GPS-Systemen) an Bedeutung gewinnt. Zu den heutigen Aufgaben des Baugeräteführers gehören ebenso der Transport der Baumaschinen zum Einsatzort, die Vorbereitung und Umrüstung der Baumaschinen und –geräte, Inspektion und Kontrolle sowie Wartungs- und Reparaturarbeiten.

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Was das Gehalt während der Ausbildung angehet, so nennen verschiedene Internetportale wie berufenet.arbeitsagentur.de, ausbildung.de oder azubyo.de identische Zahlen. Die Ausbildungsvergütung liegt danach im ersten Ausbildungsjahr je nach Bundesland zwischen 609 und 690 Euro, im zweiten Ausbildungsjahr zwischen 836 und 1.060 Euro und im dritten Ausbildungsjahr zwischen 1.056 und 1.339 Euro brutto. Als Einstiegsgehalt nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung wird ein Bruttobetrag von 1.720 bis 2.000 Euro genannt.

Einen generellen Stunden- oder Monatslohn für Baugeräteführer anzugeben ist nicht möglich, denn die Löhne differieren nach Branche. Zudem haben Tarifverträge einen räumlich begrenzten Geltungsbereich. Bei bestimmten Anstellungsverhältnissen kommt der gesetzliche Mindestlohn ins Spiel und prinzipiell sind Löhne frei verhandelbar. Es geht daher um Richtwerte. Wir nennen exemplarisch die Beträge, die sich aus dem aktuellen Tarifvertrag zur Regelung der Löhne und Ausbildungsvergütungen im Baugewerbe im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland mit Ausnahme der fünf neuen Länder und des Landes Berlin (TV Lohn/West) vom 5. Juni 2014 ergeben. Baugeräteführer finden sich dort in Lohngruppe 3. In diesem Tarifvertrag wurde vereinbart, dass sich, soweit sich aus Bezirkslohntarifverträgen nicht etwas anderes ergibt, in Lohngruppe 3 ab 1. Juni 2015 ein Bruttolohn von 16,03 Euro gilt. Hinzu kommt der Bauzuschlag in Höhe von 0,95 Euro. Der Gesamttarifstundenlohn liegt also bei 17,07 Euro. Für das Land Berlin wurde der gleiche Satz ausgehandelt. Dies ergibt bei einer Vollzeitstelle einen Monatsbruttoverdienst von etwa 2.850 Euro.

Für die fünf „neuen“ Länder sieht der Tarifvertrag Ost vom 5. Juni 2014 ab dem 1. Juni 2015 in Lohngruppe 3 einen Bruttostundenlohn 14,93 Euro zuzüglich 0,88 Euro Bauzuschlag vor. Der Gesamttarifstundenlohn liegt demnach bei 15,81 Euro, der Monatsbruttoverdienst bei einer Vollzeitstelle liegt bei gut 2.650 Euro.

Die Datenbank des Internetportals gehaltsvergleich.com nennt beim Baugeräteführer deutschlandweit einen Gehaltsmittelwert von 2.310 Euro. Unterschiede gibt es hier nicht nur zwischen West und Ost, sondern auch zwischen Nord und Süd. Liegt der Mittelwert in Schleswig-Holstein beispielweise bei 2.156 Euro ist er in Bayern mit 2.916 Euro höher angesiedelt. Bei diesen Unterschieden darf jedoch nicht vergessen werden, dass die Durchschnittsmiete in Bayern deutlich höher ist als in Schleswig-Holstein.

Wer mehr verdienen will, dem sie eine Spezialisierung empfohlen. Ein Baugeräteführer, der im Umgang mit einem Longfrontbagger geschult ist, bekommt meist Zuschläge. Auch beim Umgang mit Gefahrgut oder einer Tätigkeit unter Tage sind Zuschläge üblich, die das Gehalt deutlich verbessern können. Entscheidend ist darüber hinaus, in welcher Branche der Baugeräteführer tätig ist: In Abbruchfirmen oder im Spezialtiefbau wird meist mehr gezahlt als im Galabau, wo Baggerfahrer oft nur den Mindestlohn bekommen.

Wer seinen Job besonders gut beherrscht, der sollte das nicht für sich behalten. Zahlreiche Bagger- und Radlader-Fahrer haben in vielen “Wetten dass?...“-Sendungen wahre Kunststücke vollbracht und damit nicht nur die TV-Zuschauer entzückt, sondern sicher auch manchen Vorgesetzten beeindruckt und sich dadurch auch eine bessere Ausgangsposition für die nächste Gehaltsverhandlung verschafft. Auch nach dem Ende von „Wetten dass?...“ gibt es Möglichkeiten, derartige Fähigkeiten unter Beweis zu stellen – im Volvo-Fahrerclub, der Caterpillar Operator Challenge und ähnlichen Wettbewerben messen sich die besten der Zunft. Wer sich einen Platz auf dem Siegertreppchen erkämpft, der kann sich der Anerkennung im Betrieb sicher sein, früher oder später auch der finanziellen Anerkennung.

Neben Schnelligkeit und Geschicklichkeit wird in modernen Maschinen- und Fuhrparks auf Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz geachtet. Es gilt, kraftstoff- und materialschonend zu fahren. Viele Maschinen sind mit einer Software ausgestattet, die Fahrfehler erkennt. Wer seine Maschine allzu oft ruppig steuert, der muss mit einer Nachschulung rechnen. Ein Mitarbeiter, der umsichtig und effizient fährt, der spart „seinem“ Unternehmen bares Geld. Wer sich also im Sinne der Firma engagiert, der stärkt seine Position.

Selbstverständlich gibt es für Baugeräteführer, sofern Betriebsgröße und –struktur das zulassen, Aufstiegsmöglichkeiten. Denkbar sind Tätigkeiten als Vorarbeiter, Polier oder Baumaschinenmeister oder eine Spezialisierung im Bereich Arbeitsschutz. Verfügt der Baugeräteführer über die Hochschulreife, dann stehen ihm verschiedene Bachelor- und Master-Studiengänge offen.  (David Spoo)

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